Was genau ist ein Custom Beacon?
Ein Custom Beacon ist ein Bluetooth-Low-Energy-Sender, der individuell angepasst wurde. Er sendet weiterhin jede Sekunde ein 2,4-GHz-Paket, doch Form, Farbe, Sensoren und sogar das Blinkmuster sprechen nun die Sprache eines Unternehmens. Man kann ihn sich wie einen Leuchtturm vorstellen, der lackiert, umgestaltet und neu programmiert werden kann, um perfekt zum restlichen Interieur zu passen.
Warum Standardlösungen nie ausreichen
Einzelhändler wünschen sich Beacons in Pantone 485 C, die sich nahtlos in Preisschilder einfügen lassen. Museen benötigen Geräte, die sich hinter 5 mm starkem Acrylglas verbergen, ohne die Kunstwerke zu verdecken. Freizeitparks verlangen Geräte in Form von Mickey-Maus-Ohren, die auch Stürze aus Achterbahnen unbeschadet überstehen. Durch die individuelle Anpassung wird aus einem Standard-Funkgerät ein Blickfang, ein Marketinginstrument oder ein Schmuckstück für die Industrie.
Hardware-Alchemie: Von der Leiterplatte zur Persönlichkeit
Die Reise beginnt mit der Platine: Dicke des FR4-Folienmaterials, Antennenform und Bauteilanordnung werden optimiert, um ein gebogenes Gehäuse oder eine Wandstärke von 1 mm zu ermöglichen. Anschließend folgt das Gehäuse – UV-beständiges Polycarbonat für Plätze im Freien, eloxiertes Aluminium für Kühlhäuser oder biologisch abbaubares PLA für umweltbewusste Festivals. LEDs, Tasten und Sensoren (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beschleunigungsmesser) werden so platziert, dass sie die Antenne nicht abschatten. Das Ergebnis ist ein Radio, das den FCC-Vorschriften entspricht und gleichzeitig wie ein Designobjekt wirkt.
Firmware mit Logo
Neben dem Aussehen vermittelt die Firmware die Markenlogik. Ein Luxushotel wünscht sich beispielsweise eine LED, die langsam blinkt und sich beim Näherkommen des Gastes dimmt; ein Sportstadion hingegen ein schnelles Blinken bei jedem Tor. Die Kennungen wechseln alle 15 Minuten, der Startwert wird jedoch von einem firmenspezifischen Schlüssel abgeleitet, um sicherzustellen, dass geklonte Geräte die Echtheitsprüfung nicht bestehen. Over-the-Air-Updates werden mit dem privaten Schlüssel des Kunden und nicht mit dem des Herstellers signiert.
Energiebudget: Stil ohne Kompromisse
Dünnere Wände bedeuten weniger Platz für den Akku. Die Ingenieure verwenden eine 150-mAh-LiMnO₂-Zelle und verlängern das Werbeintervall auf 2 Sekunden, wenn keine Bewegung erkannt wird. Ein Photovoltaikstreifen unter den Ladenscheinwerfern liefert zusätzliche 5 µW – genug, um das Gerät jahrzehntelang mit Strom zu versorgen. Die LED-Intensität ist auf 2 mcd begrenzt, sodass die Marke leuchtet, aber nicht blendet.
Zertifizierungs-Labyrinth: Stilvoll bestanden
Die Gehäuse müssen weiterhin Falltests aus 1 m Höhe, Kältebehandlungen bei −20 °C und ESD-Entladungen mit 8 kV standhalten. Durch gebogenes Plastik verstimmte Antennen werden mit Kupferband und lasergetrimmten Kondensatoren neu abgestimmt. Ein unabhängiges Labor vergibt dieselbe FCC-ID, doch die Testfotos zeigen ein Gerät, das dem Referenzdesign in keiner Weise ähnelt – der Beweis, dass Konformität und Kreativität Hand in Hand gehen können.
Chamäleons im Alltag
Ein Freizeitpark verteilt Armbänder in Form von Comic-Raketen; die Antenne ist in der Spitze versteckt. Ein Skigebiet integriert Peilsender in Liftkarten, die blau blinken, sobald sich der Träger einem Heißgetränkestand auf 10 m nähert. Ein Pharmaunternehmen installiert puckförmige Einheiten in Edelstahlbehältern; die Antenne verläuft durch ein Glasfenster, sodass das Funkgerät die Dampfsterilisation übersteht.
Die Zukunft: Wegwerfbar, bedruckbar, unsichtbar
Bedruckte Antennen auf recycelbarem Karton ermöglichen Einweg-Konzertarmbänder, die nach der Zugabe kompostierbar sind. MEMS-Energiewandler gewinnen Mikrowatt aus den Vibrationen von Klimaanlagen und machen den Peilsender so zu einem Perpetuum Mobile. Mit der Einführung von Bluetooth 6.0 wird dasselbe Gehäuse Entfernungen zentimetergenau bestimmen – der Beweis, dass Stil und Präzision in einem Kunststoffgehäuse vereint sein können.
Fazit: Radio als Haute Couture
Ein maßgeschneiderter Beacon beweist, dass sich Radiowellen wie Stoff gestalten lassen – gefärbt, zugeschnitten und genäht, um sich perfekt in die Silhouette einer Marke einzufügen. Unter der individuellen Oberfläche bleiben die physikalischen Gesetze unverändert: Mikroampere, Millisekunden und Millimeter. Doch die Verpackung spricht nun die Sprache des Kunden und verwandelt einen funktionalen Chip in ein Designobjekt, das ein Jahrzehnt lang unauffällig summt und dann spurlos verschwindet.
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